In einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt und im Kontext der Fachkräftesicherung sind Unternehmen und Bildungseinrichtungen zunehmend gefordert, Menschen ohne anerkannten Berufsabschluss eine Perspektive zu bieten. Besonders für Arbeitssuchende und Mitarbeitende im Helferbereich, die über Arbeitserfahrung, aber keinen formalen Abschluss verfügen, stellt das Qualifizierungsinstrument der Teilqualifizierung eine wertvolle Möglichkeit dar. Dieser Ansatz ermöglicht es, schrittweise bis zum anerkannten Berufsabschluss zu gelangen – maßgeschneidert und flexibel.
Wie funktionieren Teilqualifizierungen?
Teilqualifizierungen sind modular aufgebaute Einheiten (TQ), die auf staatlich anerkannten Ausbildungsberufen basieren. Diese Teilqualifikationen (TQ) decken in Summe alle Berufsbildpositionen eines Ausbildungsberufs ab. Jede TQ beinhaltet theoretischen Unterricht, fachpraktische Übungen und eine betriebliche Phase. Nach erfolgreichem Abschluss einer TQ erhalten die Teilnehmenden ein bundesweit anerkanntes Zertifikat.
Die TQs sind sowohl in Präsenz als auch digital verfügbar und können durch individuelle Fördermaßnahmen ergänzt werden. Dies ermöglicht eine Anpassung an verschiedene Lebenssituationen und berufliche Anforderungen, wodurch Teilnehmende ihre Weiterbildung in Voll- oder Teilzeit absolvieren können.
Wer kann an Teilqualifizierungen teilnehmen?
Teilqualifizierungen richten sich an Erwachsene über 25 Jahre, die:
- Arbeitsuchend oder berufstätig sind, mit oder ohne Migrationshintergrund
- Über Arbeitserfahrung verfügen, aber keinen anerkannten Berufsabschluss haben
- Sich beruflich neuorientieren möchten
- Als Fachkräfte ihre Qualifikationen erweitern oder erneuern wollen
- Nach einer Berufspause, etwa durch Kindererziehung oder Pflege, wieder einsteigen möchten
Teilqualifizierung für Arbeitssuchende
Für Arbeitssuchende, insbesondere für jene ohne verwertbaren Abschluss, stellt die Teilqualifizierung eine besonders wertvolle Möglichkeit dar. Mitten im Leben eine vollständige Ausbildung nachzuholen, kann eine große Hürde sein. Teilqualifizierungen ermöglichen es, den Berufsabschluss in kleinen, bewältigbaren Schritten zu erreichen. Kostenträger wie die Bundesagentur für Arbeit bieten passende Qualifizierungsangebote, um Arbeitssuchende zu unterstützen. Diese modularen Weiterbildungseinheiten erleichtern den Zugang zu neuen beruflichen Perspektiven und verbessern die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich.
Abschluss und Perspektiven
Nach jeder TQ erfolgt eine theoretische und praktische Kompetenzfeststellung, die die erworbenen Fähigkeiten bewertet und dokumentiert. Die Qualität der Durchführung wird durch bundesweit einheitliche Standards und Vorgaben der Bundesagentur für Arbeit gewährleistet, was Transparenz und Vergleichbarkeit sicherstellt. Nach erfolgreicher Absolvierung aller TQs können Teilnehmende die Externenprüfung bei der zuständigen Kammer (IHK/HWK) ablegen und so ihren Berufsabschluss erlangen.
Teilqualifizierung als Instrument zur Fachkräftesicherung
Teilqualifizierungen unterstützen Unternehmen im Transformationsprozess, indem sie gezielte und flexible Weiterbildungspfade bieten. Dies steigert die Anpassungsfähigkeit und Effizienz des Unternehmens. In Zeiten steigender Komplexität der Arbeitsaufgaben können Teilqualifizierungen helfen, geringqualifizierte Arbeitskräfte zu fördern und in passende Positionen zu integrieren.
Vorteile der Teilqualifizierung für Unternehmen
Gezielte Förderung und Aufbau von Mitarbeitenden: Unternehmen können Mitarbeitende aus dem bestehenden Personalstamm weiterqualifizieren oder neues Personal gezielt aufbauen. Dies entlastet Fachkräfte und schafft Raum für anspruchsvollere Aufgaben.
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Teilqualifizierungen sind an Betriebsabläufe anpassbar und können in Voll- oder Teilzeit durchgeführt werden. Individuelle Förderangebote können integriert werden, um Menschen mit spezifischen Unterstützungsbedarfen zu helfen.
Fachkräftesicherung und Mitarbeiterbindung: Teilqualifizierungen stärken das Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeitenden durch Wertschätzung und bieten eine Perspektive zum Berufsabschluss. Dies wirkt gegen Fluktuation und unterstützt die langfristige Qualifikation des Unternehmens.
Fördermöglichkeiten: Teilqualifizierungen sind bis zu 100% förderfähig, einschließlich Lehrgangskosten und Arbeitsentgelt. Das Qualifizierungschancengesetz bietet attraktive Förderangebote für Unternehmen.
Fazit
Teilqualifizierungen bieten sowohl Unternehmen als auch Arbeitssuchenden eine wertvolle Möglichkeit, sich flexibel und bedarfsgerecht zu qualifizieren. Unternehmen können ihre Mitarbeitenden gezielt weiterentwickeln und somit die Fachkräftesicherung aktiv gestalten. Arbeitssuchende erhalten durch Teilqualifizierungen die Chance, ihren Berufsabschluss in kleinen Schritten zu erreichen und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.etapp-teilqualifizierung.de/
https://www.nachqualifizierung.de/
Autorin: Elisabeth-Anna Blendl – Projektkoordination Teilqualifizierung (bbw Gruppe / ETAPP / AGI TQ)