Vor allem kleinen und mittleren Unternehmen fehlen oft die nötigen zeitlichen oder finanziellen Ressourcen, um ihre Beschäftigten auf die Veränderungen der Arbeitswelt vorzubereiten. Damit dies gelingt, stellt das Bundesprogramm „Aufbau von Weiterbildungsverbünden“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales eine Maßnahme  zur Verfügung, die Zugang und Organisation von Qualifizierung für Unternehmen erleichtert. Die guten Nachrichten zuerst: Im Jahr 2019 lag die Weiterbildungsbeteiligung von Unternehmen bei fast 88 Prozent, die Investitionen sind seit 2016 kontinuierlich auf 1.236 Euro pro Mitarbeitenden gestiegen. Auf Arbeitnehmerseite haben zudem 54  Prozent der 18- bis 64-Jährigen an einer Weiterbildung teilgenommen; auch hier ein Anstieg im Vergleich zu 2016. Dagegen stehen jedoch Entwicklungen, die auf lange Sicht möglicherweise hemmend wirken können. Denn es zeigt sich, dass Unternehmen, die bereits über vielfältige digitale Vertriebslösungen verfügen, eine höhere  Weiterbildungsbeteiligung aufweisen als diejenigen, die ihre Abläufe noch nicht digitalisiert haben. So verwundert es nicht, dass die Größe des Betriebs und das Investitionsvolumen den Gestaltungsspielraum bestimmen, den viele kleine und mittlere Unternehmen nicht haben. Hier setzt das Bundesprogramm mit zwei Förderphasen bis zu 36 Monaten an.

Kooperation statt Wettbewerb

Bereits 2019 wurden in der Nationalen Weiterbildungsstrategie Ziele verankert, um Unternehmen, Akteure der Weiterbildungslandschaft und regionale Arbeitsmarktakteure miteinander zu vernetzen. Darauf baut das Bundesprogramm der Weiterbildungsverbünde auf. Nachdem die erste Förderrichtlinie zum 1. Juli 2020 an den Start  gegangen war und 39 Weiterbildungsverbünde unterstützt hatte, kamen dieses Jahr weitere fünfzehn Verbünde hinzu. Ziel der bundesweiten Weiterbildungsverbünde ist es, regionale Innovationsnetzwerke zu stärken und die Weiterbildungsbeteiligung von KMU-Beschäftigten zu erhöhen. Konkret geht es darum, Weiterbildungsmaßnahmen ressourceneffizient über Betriebsgrenzen hinaus zu organisieren und durchzuführen, den Austausch unter den Partnern eines Verbundes zu fördern und Beratung und Recherche nach geeigneten Weiterbildungsangeboten und Konzepte neuer Weiterbildungsmaßnahmen für den ermittelten Bedarf der Unternehmen anzubieten.

Neue Verbünde für die Fahrzeugindustrie

Das Aufbau-Programm verfolgt zwar einen branchenoffenen Ansatz, hat aber vor allem die Branchen im Blick, die einen tiefgreifenden Transformationsprozess durchlaufen und deren Bedarf an regionaler Vernetzung, Austausch und Kooperation besonders hoch ist. Aus diesem Grund werden mit der zweiten Förderphase gezielt Verbünde
unterstützt, die im Bereich der Transformation der Fahrzeug und Zuliefererindustrie angesiedelt sind. Das Augenmerk liegt dabei auf dem Erwerb zukunftsweisender Kompetenzen, sodass eine Qualifizierung von Beschäftigten auch in andere Tätigkeitsfelder, Branchen und Wirtschaftszweige gelingen kann.

Schnittstelle forum wbv

Für einen möglichst effizienten Wissensaustausch und Best-Practice-Transfer zwischen den einzelnen Verbundprojekten und interessierten Dritten wurde unter dem Namen forum wbv zusätzlich ein zentrales Koordinierungszentrum eingerichtet, das innovative Austauschformate lanciert und bei den Weiterbildungsverbünden bekannt macht. Als zentrale Schnittstelle zwischen Weiterbildungsverbünden und weiteren nationalen Weiterbildungsakteuren bündelt das forum wbv Wissen und Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis und bildet eine Plattform für den Austausch zu Best-Practice-Beispielen, um das Bundesprogramm sowohl für kleine und mittlere
Unternehmen als auch für Dritte zugänglich zu machen. Entwickelte Lösungsansätze werden als konkrete Handlungshilfen, transferfähige Tools, Weiterbildungsinstrumente und thematische Analysen veröffentlicht und in Veranstaltungen thematisiert.