Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt: Teilqualifikationen lohnen sich sowohl für Arbeitgeber:innen als auch Arbeitnehmer:innen (Noack & Müller, 2023). Sie bieten Betrieben die Möglichkeit, ihre offenen Stellen zu besetzen. Für Geringqualifizierte bzw. für Menschen ohne anerkannten Berufsabschluss, bieten sich hier gangbare Aufstiegspfade und bessere Beschäftigungschancen.

Die Studie basiert auf einer Analyse von 4,3 Millionen Online-Jobanzeigen aus dem Jahr 2022. Mit Hilfe eines Algorithmus wurden die Anzeigen nach 157 Teilqualifikationen aus 27 nicht-akademischen Berufen durchsucht. Die Berufe bilden einen Querschnitt aus den Bereichen Logistik, Handwerk, Bau und Industrie bis hin zu IT und kaufmännischen Berufen. Die Analyse zeigt, dass Fachkraft- und Hilfskraftstellen einen großen Teil des Arbeitsmarktes abbilden: 54 Prozent dieser Stellen finden sich im Jahr 2022 in den untersuchten Berufsbilder wieder. (Noack & Müller, 2023, S. 7).

Teilqualifikationen sind am Arbeitsmarkt gesucht: In mehr als 82 Prozent aller Fachkraftstellen ist mindestens eine Teilqualifikation gesucht, nicht aber das berufliche Vollprofil (Noack & Müller, 2023, S. 5). Zudem sind 81,2 Prozent der Arbeitgeber:innen bereit, Menschen einzustellen, die keinen Abschluss haben, aber eine oder mehrere Teilqualifikationen vorweisen können (Fischer et al., 2020). Teilqualifikationen bieten eine gute Möglichkeit, um wieder in den Arbeitsmarkt bzw. in einen neuen Fachbereich einzusteigen. Denn wer nach zwei weiteren Qualifizierungsbausteinen und der Externenprüfung seinen vollen Berufsabschluss macht, verbessert seine Erwerbschancen dauerhaft (Noack & Müller, 2023, S. 13), aber auch seine Einkommenssituation: „Fünf Jahre nach Abschluss der Teilqualifikation verdienen Beschäftigte im Schnitt 600 € mehr im Monat als Geringqualifizierte“ (Noack & Müller, 2023, S. 17).

Die Studie zeigt auch, welche Teilqualifikationen wo besonders nachgefragt sind und schafft Transparenz hinsichtlich regionaler Unterschiede (Noack & Müller, 2023, S. 14 ff.) Lokale Weiterbildungsakteur:innen können damit aus den Daten wichtige Hinweise für ihre Weiterbildungsangebote ableiten und lokale Weiterbildungsbedarfe ermitteln.

Weiterbildungsträger investieren zunehmend in Teilqualifizierungsangebote. Angesichts der steigenden Nachfrage und der positiven Entwicklungsperspektiven gilt es, die Teilqualifizierungs- und Förderangebote bekannter zu machen und ihren Mehrwert für beide Gruppen klar herauszustellen (Noack & Müller, 2023). Teilqualifizierungen werden gemäß dem Qualifizierungschancengesetz mit bis zu 100 Prozent der Weiterbildungskosten und 100 Prozent des Arbeitsentgeltes gefördert (Noack & Müller, 2023, S. 17).

Die Studie steht hier zum Download zur Verfügung.

Noack, M. & Müller, J. (2023). Mehr Fachkräfte in jeder Region – Deckung des regionalen Fachkräftebedarfs durch Teilqualifikationen. Bertelsmann Stiftung.

Fischer, A., Hecker, K. & Wittig, W. 2020. Arbeitsmarktbedarfsanalyse zu beruflichen Kompetenzen und Teilqualifikationen – eine repräsentative Unternehmensbefragung. f-bb-Bericht 02/20. https://www.f-bb.de/unserearbeit/publikationen/arbeitsmarktbedarfsanalyse-zu-beruflichen-kompetenzen-und-teilqualifikationen-eine-repraesentative-u/ (zuletzt heruntergeladen am 03.03.2023)

 

Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb)